Norddeutscher Treffpunkt für Erneuerbare Energien
Die 74. Tarmstedter Ausstellung stellte die Energiewende und nachhaltige Technologien in den Mittelpunkt. Als Treffpunkt …
Die Tarmstedter Ausstellung hat wieder geöffnet und zeigt in ihrer 73. Auflage, wie sich Engagement, Innovation und die Kraft einer Gemeinschaft perfekt vereinen lassen. „Die Tarmstedter Ausstellung ist und bleibt ein Gemeinschaftswerk und Wirtschaftsförderung im besten Sinne. Von ihr profitiert die Region”, betonte Tarmstedts Bürgermeisterin Hella Rosenbrock, die voller Stolz auf die erbrachten Leistungen und Investitionen blickt: „In den vergangenen zwei Jahren wurden große Summen in die Digitalisierung und den Ausbau der Infrastruktur auf dem Ausstellungsgelände investiert. Wieviel Arbeit geleistet wurde, kann man nur erahnen.”
Im Fokus der Diskussionen auf der Eröffnungsveranstaltung standen Themen wie die Energiewende, Ernährungssicherheit und Digitalisierung. „Seit dem vergangenen Winter wissen wir alle, dass wir bei den Erneuerbaren Energien Tempo machen müssen. Wind- und Solarenergie reichen nicht aus, auch beim Thema Biogas müssen wir vorankommen“, so Silke Weyberg, Geschäftsführerin Landesverband Erneuerbare Energien Niedersachsen Bremen. Sie sieht in den erneuerbaren Energien eine große Chance für die Region und betonte: „Es geht nicht nur mit Wind und Sonne, da müssen wir Gas geben. Wir müssen verliebt werden ins Gelingen, nicht immer nur Probleme sehen.“
In diesem Zusammenhang hob Oliver Bade, BST Innova, Westertimke, auch die Bedeutung von Biogasanlagen hervor: „Biogasanlagen sind ein wichtiger Baustein bei der Energiewende. Neben Strom und Wärme ist in Zukunft auch Kraftstoff aus Biogas ein Thema.”
Abseits der Energiefragen sind auch die sozialen Aspekte des ländlichen Raums ein zentrales Thema. Die Vorsitzende des Niedersächsischen Landfrauenverbandes Hannover, Elisabeth Brunkhorst, betonte: „Die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum wird digitaler werden. Wir alle müssen uns umstellen, egal, ob jung oder alt. Wir möchten, dass die ärztliche Versorgung im ländlichen Raum gewährleistet ist.” Auch die Landjugend spielt eine wichtige Rolle, wie Landesvorsitzende Erja Söhl unterstrich: „Die Landjugend leistet einen wichtigen Beitrag zum Dorfleben, so wie andere Vereine auch.“
Frank Imhoff, Mitglied der Bremischen Bürgerschaft CDU Bremen, brachte zudem die gespannte Beziehung zwischen Stadt und Land auf den Punkt: „Wir müssen das System ändern: Klare Strukturen zu schaffen ist wichtiger, als eine Hilfestellung zu bieten. Stadt und Land haben oft unterschiedliche Betrachtungsweisen und sollten mehr Verständnis und Toleranz für die jeweils andere Lebenswelt haben.”
Marco Mohrmann, MDL und CDU Generalsekretär, betonte die Bedeutung des Ehrenamts für den ländlichen Raum. „Das Ehrenamt ist das Rückgrat des ländlichen Lebens,“ sagte er und fügte hinzu, dass die aufwendigen Dokumentationspflichten und Überprüfungen den Betrieben zu schaffen machen. „Den Ehrenamtlichen sollten ein paar Rentenpunkte gutgeschrieben werden“, forderte Mohrmann.
Dennis True, Landtagsabgeordneter der SPD, griff diese Thematik auf. „An Innovationen und Ideen mangelt es in der Landwirtschaft nicht, sondern an der Zeit, da man sich mit zu viel Bürokratie auseinander setzen muss.“
Jan Hägerling, Bundesvorsitzender der NLJ, betonte die Wichtigkeit des Austausches zwischen jungen und etablierten Unternehmern in der Landwirtschaft. Er ist der Meinung, dass dieser Dialog von entscheidender Bedeutung für den Fortschritt und die Innovation in der Branche ist.
Für Alexander v. Hammerstein, Vorsitzender des Landvolks Bremervörde, war klar, „Es ist wichtig, dass wir gute Preise für unsere Erzeugnisse bekommen.“
Hans Peter Fricke betonte die Bedeutung der langjährigen Traditionen in der Landwirtschaft mit den Worten: „100 Jahre bedeuten Emotionen.“ Er warnte davor, dass Deutschland aufpassen müsse, seine landwirtschaftlichen Unternehmen auf einem exzellenten Niveau zu halten, um global konkurrenzfähig zu bleiben. Zudem äußerte er Sorge über mögliche Einbußen im dualen Bildungssystem, einem Eckpfeiler für Fachkräfte in vielen Branchen, und mahnte: „Die Angst besteht, dass der Bildungsvorteil durch das duale System in Deutschland abfällt.“
Dr. von Garmissen, Kammerdirektor der Landwirtschaftskammer Niedersachsen, brachte einen weiteren Aspekt ins Gespräch: „Der Klimawandel wird uns weiter im Griff haben. Keine Branche ist so betroffen wie die Land- und Forstwirtschaft.“
Diese vielschichtigen Perspektiven, Meinungen und Bedürfnisse sind es, die die Tarmstedter Ausstellung so einzigartig machen. „Die Traditionsveranstaltung Tarms ist nicht zu toppen“, hielt die niedersächsische Ministerin für Landwirtschaft, Ernährung und Verbraucherschutz, Miriam Staudte, zu Beginn ihrer Festrede fest. Sie unterstrich besonders die Mischung an fachlichem Input und die Volksfeststimmung.
Anschließend lobte sie das Schwerpunktthema Erneuerbare Energien der Ausstellung und betonte, dass diese ihrer Meinung nach für eine Diversität der Betriebe und neue Standbeine sorgen. „Das ist eine unglaubliche Chance für den ländlichen Raum, als Problemlöser da zu sein“, sagte Staudte.
Im Anschluss übergab Staudte an den Schirmherrn Marco Prietz, Deutschlands jüngstem Landrat. Dieser hatte drei Botschaften an Miriam Staudte und die Anwesenden. Zum ersten sei der Landkreis Rotenburg-Wümme extrem stolz auf die Tarmstedter Ausstellung. Zum zweiten sei die Ausstellung sehr wichtig für die Wertschöpfung der Region. Sie zeige längst nicht nur die schönsten Tiere: „Sie ist eine Leistungsträgershow derjenigen, die das Geld verdienen, das andere später wieder verteilen“, erklärte der Landrat. Als dritten Punkt ging er auf die Erneuerbaren Energien ein. „Die Energiewende, über die in Brüssel und Berlin den ganzen Tag geredet wird, wird auf dem Land gemacht.“ Er wünsche sich im Gegenzug dazu „Respekt und Anerkennung aus den Großstädten für das, was wir für Deutschland tun.“
Die Ausstellung läuft noch bis zum kommenden Montag. Mit mehr als 750 Ausstellern und zahlreichen Fachvorträgen und Showeinlagen bietet sie ein breites Spektrum an Themen und Unterhaltung. Wie auch immer die Witterung sein mag, die Ausstellungsleitung erwartet wieder zwischen 90.000 und 100.000 Besucher. „Nehmen Sie viel mit nach Hause und erzählen Sie davon, damit im nächsten Jahr noch mehr Besucher kommen“, rät Ministerin Staudte abschließend. Das lässt sich sicherlich einrichten. Denn wer einmal die vielfältige Welt der Tarmstedter Ausstellung erlebt hat, kommt gerne wieder.