Erfolgreiche vier Ausstellungstage mit 109.000 Besuchern dank meist perfekter Witterung
Tarmstedter Ausstellung: Künstliche Intelligenz im Stall, auf dem Feld und bei der Stromerzeugung Tarmstedt. Die Landwirtschaft …
Norddeutschlands größte Freilandausstellung öffnet nach dreijähriger Pause zum 72. Mal ihre Pforten – 800 Gäste auf der offiziellen Eröffnungsfeier – Redner heben nötigen Zusammenhalt zwischen Stadt und Land hervor.
„Drei Jahre ohne Tarms geht gar nicht, ich bin so froh, Euch alle wiederzusehen!“ Nicht nur Niedersachsens Landwirtschaftsministerin Barbara Otte-Kinast freute sich bei der Eröffnung der 72. Tarmstedter Ausstellung, dass nach der coronabedingten Pause wieder Landwirte, Firmen und Verbraucher zusammenkommen. Der Austausch zwischen Stadt- und Landbevölkerung, wie er in Tarmstedt gepflegt werde, sei gerade in heutiger Zeit mit einem Krieg in Europa enorm wichtig. „Wir brauchen einen Zusammenhalt in der Gesellschaft. Stadt und Land können die Herausforderungen nur gemeinsam und auf Augenhöhe meistern“, sagte die Ministerin.
„Effiziente Wertschöpfungsketten für den ländlichen Raum, das ist für uns nichts Neues, das ist unsere DNA, die wir seit ewigen Zeiten gemeinsam mit unseren Primärgenossenschaften umsetzen“, sagte Dr. Dirk Köckler, Vorstandsvorsitzender Agravis Raiffeisen AG, in seiner Festrede zur Eröffnung der Ausstellung. Die Tarmstedter Ausstellung sei für das Unternehmen eine wichtige Adresse, die Teilnahme sei „gesetzt“, rief der Agrarvis-Chef dem neuen Ausstellungs-Geschäftsführer Hermann Cordes zu. Die Agrarvis beschäftigt an 400 Standorten 6300 Mitarbeiter zwischen niederländischer Grenze und Polen.
Dr. Köckler ging auf die derzeitigen Getreideexporte der Agrarvis in den nordafrikanischen Raum ein: „Unsere Landwirtschaft ist in der Lage, einen Beitrag zur Sicherheit in dieser Region zu leisten.“ Zur Ehrlichkeit gehöre in diesem Zusammenhang aber auch ein fairer Umgang mit der Landwirtschaft statt eine verfehlte Trog-oder-Teller-Diskussion: Mit Blick auf den grünlandbetonten Elbe-Weser-Raum sagte er, dass Kühe in der Lage seien, aus Gras menschlich verfügbare Nahrungsmittel zu erzeugen. Und Schweine würden zu über der Hälfte mit Nebenprodukten gefüttert sowie Futtergetreide, dass für die menschliche Ernährung nicht geeignet sei. „Ich bin mir sicher, dass die Systemrelevanz der Landwirtschaft mittlerweile europaweit verstanden wird“, so Dr. Köckler.
Das Thema Digitalisierung sei ein weiterer und wichtiger Schritt in Richtung einer innovativen, nachhaltigen Landwirtschaft. Ob teilflächenspezifische Landbewirtschaftung, die Dünger einspare und hocheffizienten Pflanzenschutz ermögliche, ob Auslesen von Stalldaten zur Tierbeobachtung für mehr Tierwohl oder digitale Bausteine für ein besseres Management – die Digitalisierung biete viele Möglichkeiten, wie auf der Tarmstedter Ausstellung zu sehen sei. „Aber trotz aller Digitalisierung werden die Geschäfte heute wie morgen unter Menschen gemacht.“ Auch dafür brauche es Marktplätze wie die Tarmstedter Ausstellung.
Auch Karsten Lodders von der Landwirtschaftskammer Niedersachsen betonte, dass mit der Digitalisierung Einsparungen bei Dünger oder anderen Betriebsmitteln möglich ist. Für die Zukunft wünschte sich Elisabeth Brunkhorst als Vorsitzende des Niedersächsischen Landfrauenverbandes, mehr Frauen in den Gremien. „Landwirtschaft ohne Frauen und Jugend funktioniert nicht“, sagte sie in einer der Talkrunden während der Eröffnung. Erja Söhl, Landesvorsitzende der Niedersächsischen Landjugend begrüßte das. Sie hob außerdem das Thema erneuerbare Energien hervor: „Wir müssen aufpassen, was mit unseren Böden passiert. Sie müssen zur Produktion von Nahrungsmitteln und Futter weiterhin zur Verfügung stehen.“ Alexander von Hammerstein, Vorsitzender des Landvolks Bremervörde, forderte, dass Erneuerbare-Energien-Projekte schneller umgesetzt werden müssen. „Ein Projekt darf nicht acht bis zehn Jahre dauern!“
Wie bleibt Niedersachsen Agrarland Nr. 1 war Thema einer weiteren Diskussionsrunde. Die Landtagsabgeordneten Dr. Marco Mohrmann (CDU), Bernd Wölbern (SPD), Miriam Staudte (Grüne) und Jens Völker vom FDP-Kreisverband Leer waren sich einig, dass die Landwirte eine gesellschaftliche Unterstützung benötigen. „Wenn wir mehr Tierwohl wollen, muss die Gesellschaft das mittragen“, forderte Wölbern. Staudte wünschte sich zudem mehr Unterstützung für Hofnachfolger. Mohrmann beklagte die schlechten Perspektiven für Schweinehalter, nicht zuletzt werden der aktuell ausgebrochenen Afrikanischen Schweinepest. „Wenn wir nicht wollen, dass Lebensmittel zu geringerer Qualität aus dem Ausland importiert werden, müssen wir die heimische Landwirtschaft stärken“, sagte Völker abschließend.
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