75. Tarmstedter Ausstellung: Jubiläums-Ausstellung bringt Besucherrekord
Mit einem neuen Besucherrekord von 118.800 Gästen an vier Tagen hat die 75. Tarmstedter Ausstellung …

Beim TarmsTalk diskutierten Ottmar Ilchmann, Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft e.V. Niedersachsen/Bremen, und Jörn Ehlers, Vizepräsident des Landvolks Niedersachsen, die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Tierhaltung in Niedersachsen. Das Gespräch zeigte klar, dass Schweine- und Rinderhalter mit einer wachsenden Zahl an Problemen konfrontiert sind.
Arbeitskräftemangel und Bürokratie belasten die Betriebe
Beide Verbandsvertreter betonten, dass der Arbeitskräftemangel zu einem zentralen Problem geworden ist. Qualifiziertes Fachpersonal und Nachwuchskräfte sind schwer zu gewinnen. Oft stemmen Familienbetriebe die Arbeit gemeinsam, vom Altenteil bis zum potenziellen Hofnachfolger. Allein lässt sich ein Betrieb kaum noch führen. Hinzu kommt der zunehmende bürokratische Aufwand, der viel Zeit bindet. Ein vereinfachtes Dokumentationssystem und praxisorientierte Auflagen stehen weit oben auf der Wunschliste der Betriebe.
Fehlende Planungssicherheit hemmt Investitionen
Ein weiteres zentrales Thema ist die fehlende Planungssicherheit. Landwirte wissen oft nicht, welche Anforderungen in den kommenden Jahren gelten werden. Diese Unsicherheit hemmt Investitionen und blockiert notwendige Anpassungen in den Betrieben. Für den Umbau der Tierhaltung braucht es einerseits eine angemessene Vergütung der Leistungen und andererseits verlässliche politische Rahmenbedingungen. Schwankende Preise, handelsbedingte Auflagen und unterschiedliche Kennzeichnungssysteme erschweren betriebliche Entscheidungen zusätzlich.
Stillstand bei der Umsetzung wichtiger Empfehlungen
Die Empfehlungen der Borchert-Kommission als auch der Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) gelten als fundiert, doch aus Sicht der Praxis fehlt es an der Umsetzung. Die deutsche Tierhaltung bietet Potenziale, die es zu nutzen gilt, nicht zuletzt durch eine stärkere Kommunikation von Mehrwerten gegenüber den Verbraucherinnen und Verbrauchern.
Wunsch nach Herkunftskennzeichnung und bundeseinheitlichen Standards
Eine Möglichkeit wäre eine klare Herkunftskennzeichnung, auch für die Außer-Haus-Verpflegung. Verbraucherinnen und Verbraucher sollten nachvollziehen können, woher tierische Produkte stammen. Bundeseinheitliche Standards würden Kennzeichnungen vereinfachen, die Vergleichbarkeit verbessern und Transparenz schaffen.
Belastung durch höheren Mindestlohn
Der gestiegene Mindestlohn stellt viele Betriebe vor zusätzliche finanzielle Belastungen, da oft eine Angleichung aller Gehälter im Betrieb notwendig wird. Die Mehrkosten lassen sich nicht immer am Markt weitergeben. Trotz aller Herausforderungen blicken beide Vertreter zuversichtlich in die Zukunft und hoffen auf bessere Rahmenbedingungen. Sie sehen erhebliches Potenzial in der deutschen Tierhaltung und setzen auf deren Stärken, um auch künftig hochwertige Lebensmittel in Deutschland produzieren zu können.