Norddeutscher Treffpunkt für Erneuerbare Energien
Die 74. Tarmstedter Ausstellung stellte die Energiewende und nachhaltige Technologien in den Mittelpunkt. Als Treffpunkt …
Niedersachsen ist das Bundesland mit den meisten Windrädern in Deutschland. Gleichzeitig gibt es in dem Küstenland aber auch die meisten Bauvorhaben für neue Stromnetze. Zudem soll importierter Wasserstoff von der Küste durch neue Gasleitungen in das industriereiche Ruhrgebiet transportiert werden. Und zuletzt treibt viele Kommunen im ländlichen Raum die kommunale Wärmeplanung um, bei der Wärmenetze zur Versorgung der Dörfer ein Schlüsselelement sein können.
Wie es bei Strom-, Gas- und Wärmenetzen weitergehen kann und wie der Ausbau gelingt, diskutierten Experten in einer Talkrunde des Landesverbandes Erneuerbare Energien (LEE) Niedersachsen während der Tarmstedter Ausstellung.
Der Stromnetzausbau
Für Bärbel Heidebroek, LEE-Vorsitzende und Präsidentin des Bundesverbandes Windenergie, hat Deutschland beim Netzausbau viel Zeit verschlafen. „Es gibt den Vorschlag, den Ausbau der erneuerbaren Energien zu verlangsamen, bis wir ausreichend Netze haben, aber das kann auf keinen Fall die Lösung sein“, machte sie deutlich. Als Lösung sagte sie u.a. mit Blick auf eine aktuelle Studie des Bundesverbandes Erneuerbare Energien, dass man auch Wind- und Solarparks sowie Biogasanlagen gemeinsam an einem Netzverknüpfungspunkt anschließen könnte, auch wenn das die aufsummierte installierte Leistung der Anlagen nach aktuellem Regelwerk nicht hergeben würde. „Aber die Technologien produzieren die meiste Zeit nicht gleichzeitig Strom, sodass wir das Netz damit nicht überlasten. Wenn dann noch Batteriespeicher dazu kommen, können wir für ein stabiles Netz sorgen“, sagte sie. Eine weitere Komponente sei der flexible Verbrauch von Strom bei Haushalten und Industriebetrieben, der sich an die Erzeugung anpassen und über flexible Strompreise und Netzentgelte angereizt werden müsste. Ihrer Meinung nach wird Niedersachsen davon profitieren, weil sich die Industrie da ansiedelt, wo günstig Energie vorhanden ist. Aktuelle Beispiele dafür seien der Batteriehersteller Northvolt in Schleswig-Holstein, der E-Autohersteller Tesla in Brandenburg oder der Chiphersteller Intel in Magdeburg. „Mein Ziel in den nächsten 5 bis 10 Jahren ist es, dass wir jede Kilowattstunde Strom aus erneuerbaren Energien auch nutzen bzw. speichern können und die Anlagen nicht mehr abregeln müssen“, sagte sie.
„Das ist nötig, damit die Landwirte als Investoren auch wieder mehr Sicherheit für ihr Engagement bekommen. Es kann nicht sein, dass ein Landwirt eine 400 kW-Anlage auf der Kartoffellagerhalle installiert und nicht weiß, ob er den Strom auch verkaufen kann“, ergänzte Dr. Marco Mohrmann, CDU-Landtagsabgeordneter und Mitglied im Landtagsausschuss für Ernährung, Landwirtschaft und Verbraucherschutz.
Den Netzausbau behindern nicht nur viele gesetzliche Regelungen. „Dazu kommt, dass wir z.B. bei einer Stromübergabestation Lieferzeiten von 60 bis 70 Wochen haben“, erklärte Justin Müller, Leiter Politische Angelegenheiten beim Netzbetreiber EWE AG.
Der in Niedersachsen beschlossene Vorrang für Erdkabel helfe ebenfalls nicht weiter. Er sorge zwar für mehr Akzeptanz bei der Bevölkerung, führe aber bei der Finanzierung zu Verzögerungen. Nach neuen Berechnungen der Bundesnetzagentur zeigt sich: Würden statt Erdkabeln Freileitungen verlegt, ließen sich 35,3 Mrd. € einsparen. „Da die Kosten für den Netzausbau auf die Verbraucher umgelegt werden, würden Freileitungen auch für niedrigere Strompreise sorgen“, machte er deutlich. Trotz einiger Bürgerinitiativen sei der Netzausbau mit Freileitungen schneller als mit Erdkabeln.
Beim Erdkabelvorrang sind auch viele Landwirte betroffen, über deren Flächen die Leitungen verlegt werden müssen. Mit einem Entschließungsantrag will die CDU-Fraktion im Landtag dafür sorgen, dass beim Netzausbau weniger landwirtschaftliche Fläche in Anspruch genommen wird. „Man kann nicht wegdiskutieren, dass sich mit dem Verlegen der Leitungen auch dauerhaft etwas ändert auf dem Acker, die Böden leiden darunter. Wenn die Gesellschaft das so will, muss sie auch diejenigen dauerhaft entschädigen, die ihr Land dafür weggeben müssen“, betonte Mohrmann.
Das Wasserstoffnetz
Der Bedarf an zusätzlichen Stromnetzen könnte sich mit der Elektrolyse reduzieren lassen, mit deren Hilfe aus Strom Wasserstoff hergestellt wird. Dazu haben die Teilnehmer der Talkrunde folgende Meinung:
Die Wärmenetze
Zu diesem Thema äußerten sich die Talkrundengäste so: