Norddeutscher Treffpunkt für Erneuerbare Energien
Die 74. Tarmstedter Ausstellung stellte die Energiewende und nachhaltige Technologien in den Mittelpunkt. Als Treffpunkt …
Für das Wohlbefinden der Kühe wird in den modernen Milchviehställen viel getan. Sie haben Licht und Luft und können sich in den Laufställen frei bewegen. Das Thema Kuhkomfort wird großgeschrieben. Zusätzlich werden In vielen Ställen jede Menge Daten der Kühe erhoben: Milchmenge und Leitfähigkeit der Milch, die Steh-, Liege- und Bewegungsaktivität der Kühe, die Wiederkautätigkeit. Die Daten fließen in die Herdenmanagementprogramme ein und geben den Milchviehhaltern wichtige Informationen über Gesundheit und Leistung ihrer Kühe. Durch die moderne Datenverarbeitung und den Einsatz von Künstlicher Intelligenz werden die Informationen über die Kühe immer präziser.
Das Unternehmen Smaxtec nutzt einen Bolus, der aus dem Netzmagen der Kuh wertvolle Gesundheitsdaten der Kühe übermittelt und eine frühzeitige Krankheitserkennung möglich macht. Die innere Körpertemperatur wird kontinuierlich gemessen. Sobald das Immunsystem auf Krankheitserreger oder Stress reagiert, verändert sich die Körpertemperatur – lange bevor äußerliche Anzeichen sichtbar werden. Zusammen mit den Informationen zu Wiederkautätigkeit und Bewegungsaktivität ergibt sich ein detailliertes Bild über die Gesundheit der Tiere. Mit dem KI-gestützten Modell lassen sich Fiebererkrankungen, beispielsweise Mastitis, Metritis, Atemwegserkrankungen oder andere Infektionen, drei bis vier Tage früher erkennen, bevor die Krankheiten sichtbar werden. Das ermöglicht dem Milchviehhalter, das Tier schon im Verdachtsfall zu beobachten und dem Tierarzt vorzustellen.
Beim Melktechnikhersteller DeLaval wird gerade mit DeLaval Plus ein neues Kundenportal eingeführt, das die Daten der DeLaval-Kunden sammelt und durch den Einsatz von künstlicher Intelligenz neue Anwendungen ermöglicht. Dazu zählen zum Beispiel Vorhersagen zum Krankheitsrisiko der Kühe, die dabei helfen, das Gesundheitsmanagement im Stall zu erleichtern und Krankheiten wie Mastitis und Ketose frühzeitig zu erkennen. Dafür nutzt das Unternehmen Ohrclips, die unter anderem eine 20 cm genaue Ortung der Kühe ermöglichen. Zusätzlich werden die Wiederkauaktivität, die Fresszeit sowie die Bewegungsaktivität erfasst. Zusammen mit den Daten aus Melkstand oder Melkroboter zu Milchmenge und Leitfähigkeit ist nicht nur ein Abgleich mit den Daten der Kuh der letzten Tage möglich, sondern auch ein Vergleich mit den Rohdaten der Kühe weltweit. Je mehr Daten vorliegen, desto besser werden die Vorhersagen zu möglichen Krankheiten. „Ein Betrieb in Selsingen ist seit dem vergangenen Jahr einer von 23 Testbetrieben auf der ganzen Welt“, sagt Jan-Hendrik Mahnken von BST Melktechnik aus Westertimke.
Auch die anderen Anbieter von Melktechnik setzen auf digitale Lösungen, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Kühe im Blick zu behalten. Bei Lely, die Melkroboter und automatische Fütterungssysteme anbieten, werden die Daten zu Bewegungsaktivität, Wiederkauen und Milchmenge und Leitfähigkeit über das Herdenmanagementprogramm in einem Gesundheitswert abgebildet. „Es ist für die Betriebe auf freiwilliger Basis möglich, sich mit anderen Betrieben zu vergleichen. Viele Milcherzeuger nutzen dieses Benchmark gerne“, so Lars Rudkowski und Kim Wittrock vom Lely-Center Westerstede.
Bei Lemmer-Fullwood werden die Bewegungsdaten der Kühe über Pedometer an den Beinen der Tiere erfasst und im Herdenmanagementprogramm mit den Daten aus Melkstand oder Roboter verknüpft. Optional ist eine Messung der Inhaltstoffe der Milch und auch eine Erfassung der Zellzahlen möglich. Auch diese Daten ermöglichen ein frühzeitiges Erkennen von Gesundheitsstörungen, etwa Stoffwechselstörungen und Mastitis. „Darüber können wir auch Informationen über die bevorstehende Kalbung der Kuh sowie Alarmmeldungen generieren“, erklärt Heiko Matthias von Junge aus Bederkesa.
Bei GEA setzt man mit dem System Cowscout auf eine aktive Gesundheitsüberwachung der Kühe. Neben der Brunsterkennung erfasst CowScout mit Hilfe eines Beschleunigungssensors am Halsband die Kopfbewegungen der Kuh und ermittelt so 24 Stunden täglich die jeweils tierindividuellen Fress- und Wiederkäuzeiten. Sowohl Aktivität als auch Inaktivität werden daraus abgeleitet. Über die Alarmfunktion werden dem Landwirt Hinweise auf Fütterungs- oder Gesundheitsprobleme gemeldet. „Die Systeme werden immer sensibler und wir können immer genauer Informationen an den Landwirt übermitteln“, sagt Werner Böger von GEA. Er sieht außerdem einen klaren Trend zur Automatisierung des Melkens und der Fütterung in den Ställen.