75. Tarmstedter Ausstellung: Jubiläums-Ausstellung bringt Besucherrekord
Mit einem neuen Besucherrekord von 118.800 Gästen an vier Tagen hat die 75. Tarmstedter Ausstellung …

Welchen Stellenwert hat der Ökolandbau bei der neuen Bundesregierung? Und was fördert, was hemmt die Betriebe in Niedersachsen? Diese Fragen diskutierten am Freitagnachmittag Carsten Bauck vom Demeterhof Bauckhof und Dr. Marco Mohrmann, CDU-Landtagsabgeordneter im niedersächsischen Landtag und agrarpolitischer Sprecher der Landtagsfraktion mit Moderatorin Carolin Grieshop, Geschäftsführerin vom Kompetenzzentrum Ökolandbau Niedersachsen (KÖN). Zur Beurteilung des Koalitionsvertrags mit Blick auf den Ökolandbau war Mohrmann genau der Richtige: Schließlich hat er den Vertrag als einziger Landtagsabgeordneter mit verhandelt. Darin heißt es unter anderem: „Ökolandbau und konventionelle Landwirtschaft werden als gleichwertige Bewirtschaftungsformen gesehen.“ „Das Thema war mir wichtig, denn es gibt eine Reihe von Fragen, die sowohl konventionelle als auch ökologische Betriebe betreffen“, sagt Mohrmann. Wichtig aus seiner Sicht ist das Bekenntnis der Politik, dass ihr der konventionelle Landbau genauso bedeutend ist wie der ökologische.
Zur Förderung des Ökolandbaus sollen auch Hemmnisse zu seinem Ausbau beseitigt werden. Dazu gehört das Immissionsschutzrecht, um z.B. Schweineställe öffnen zu können. „Wir haben in Niedersachsen viele konventionelle oder Bio-Schweinehalter, die Interesse an einer Umstellung haben, aber ihren Stall nicht umbauen dürfen. Hier haben wir einen Zielkonflikt zwischen Emissionsrecht und Tierwohl. Das müssen wir dringend ändern“, fordert er. Damit hätte man automatisch die Brücke geschlagen zwischen konventioneller und ökologischer Landwirtschaft.
„Ich bin aus Sicht eines Ökolandwirts sogar froh, dass keine Zielwerte zum Anteil des Ökolandbaus im Koalitionsvertrag stehen“, sagt Bauck. Was ihn dagegen am meisten stört, ist die inzwischen überbordende Bürokratie. „Wir mussten unseren Hühnerstall in den letzten 20 Jahren mindestens 13-mal auf unsere Kosten ausmessen, obwohl sich nichts verändert hat. Was mich stört: Ich muss ständig dokumentieren, dass das, was wir machen, den Vorstellungen der Bürokratie entspricht“, sagt er. Ein anderes Thema ist, dass er auf 8 ha Fläche fünf Mobilställe für Legehennen betreibt. Dafür musste er lange kämpfen, weil die Behörden genau wissen wollten, wie viel Fläche versiegelt wird. „Wir haben über Monate gebraucht, um klarzumachen, dass es sich um Mobilställe handelt“, nennt er ein weiteres Beispiel. Abhilfe hatte erst ein Emissionsgutachten gebracht, das sehr viel Geld gekostet hatte.
Neues Ungemach droht von der EU: Nach der neuen Bioverordnung sollen Küken ab dem ersten Tag in den Auslauf. „Das ist völlig an der Praxis vorbei, die Tiere brauchen Wärme und Schutz vor dem Habicht“, kritisiert er. Praktisch bedeutet die Vorschrift aber, dass ein Auslauf gebaut werden müsste, der aber nie genutzt würde – ein klassischer Papiertiger.
Statt der vielen Zeit im Büro wünscht er sich mehr Freiheit, weil er das, was er tut, aus Überzeugung macht. Was er sich auch wünscht, ist, dass von der Flächenprämie mehr Geld bei den aktiven Landwirten ankommt, nicht bei den „Sofamelkern“, also den Verpächtern. Bauck ist überzeugt, dass die neue Koalition wirklich zum Bürokratieabbau beitragen kann. „Das wäre wichtiger, als nur den Ökolandbau voranzubringen“, fasst er zusammen.