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Alternative Antriebe: Es gibt viele Herausforderungen in der Praxis

Eine Abkehr von Diesel als Kraftstoff in der Landwirtschaft ist in mehrfacher Hinsicht gefordert: Der Wegfall der Steuervergünstigung (Stichwort: Agrardiesel), der Zwang zur Treibhauseinsparung oder Kostensteigerungen, die aufgrund der steigenden CO₂-Preises ins Haus stehen. Mit dem Elektroantrieb, Biomethan, HVO oder Wasserstoff gibt es unterschiedliche Lösungen und Reifegrade von Lösungen auf dem Markt. Daher stellen sich viele Landwirte und Lohnunternehmer die Frage: Was tanken Traktoren und andere Landmaschinen morgen? Und was ist für meinen Betrieb sinnvoll? „Wir brauchen auch bei den Alternativen möglichst flüssige Kraftstoffe, mit denen man die vorhandene Technik und Tankinfrastruktur, aber auch Werkstätten nutzen kann“, erklärte Dr. Hartmut Matthes, Geschäftsführer Bundesverband Lohnunternehmer, auf einer Talkrunde zum Thema „Alternative Antriebe“ während der Tarmstedter Ausstellung. Zu den flüssigen Kraftstoffen zählt er Biodiesel, hydriertes Pflanzenöl (HVO) oder synthetische Kraftstoffe auf Basis von erneuerbarem Strom (E-Fuels). „Wir haben zwar auch Lösungen für Biomethan als Kraftstoff, aber nur wenig Menge auf dem Markt, weil es nur wenig Biogasanlagen gibt, die Biomethan herstellen“, betont er.

Der Hersteller Fendt arbeitet – wie andere Hersteller auch – an verschiedenen Lösungen je nach Leistungsklasse, wie August von Borcke, Teamleiter Verkaufsförderung Deutschland bei der AGCO Deutschland GmbH, in der Diskussion anführte:

  • Bis 100 PS setzt Fendt auf den batterieelektrischen Antrieb. „Der Elektrotraktor e100 ist mittlerweile serienreif“, sagt er. Bei größeren Leistungen dagegen wird die Batterie im Verhältnis zur Leistung zu schwer.
  • Von 100 bis 250 PS könnte künftig flüssiger Wasserstoff eine Lösung werden. Hierzu hat Fendt im Emsland ein Forschungsprojekt, bei dem zwei Traktoren sowie die Infrastruktur im Praxiseinsatz getestet werden. Wasserstoff könnte als Kraftstoff interessant werden, weil er flächendeckend an Wind- oder Solarparks hergestellt werden kann.
  • Ab 250 PS setzt Fendt auf flüssige Kraftstoffe wie HVO.

Matthes betont, dass es beim Einsatz von Alternativen auf mehrere Faktoren ankommt:

  • Sie müssen wettbewerbsfähig sein, damit Lohnunternehmer ihre Dienstleistung zu adäquaten Preisen anbieten können. Diese hängen wiederum davon ab, welchen Preis der Landwirt als Kunde für seine Produkte erzielen kann.
  • Die Infrastruktur muss praxistauglich sein. Egal, ob Austauschbatterien für den Elektrotraktor, Wasserstoff oder Biomethan: Die Logistik muss so ausgereift sein, dass er problemlos auf dem Feld versorgt und möglichst lange am Stück arbeiten kann.
  • Bei Dienstleistungen wie der Fütterung mit dem Elektro-Futtermischwagen muss die Ladetechnik auf dem Hof vorhanden sein.
  • Die Technikvielfalt muss sich in Grenzen halten. Es wäre unpraktisch, wenn ein Lohnunternehmer Elektro-, Biomethan- und HVO-Schlepper unterhalten müsste.
  • Die Antriebstechnik muss zu den vorhandenen Anbaugeräten passen.

Was beide Teilnehmer der Podiumsdiskussion gemeinsam fordern, sind stabile Rahmenbedingungen durch die Politik, eine klare Richtung, welcher Antrieb künftig gewünscht wird und einen regelmäßigen Austausch zwischen Praktikern und Herstellern, um gemeinsam praktikable Lösungen zu erarbeiten.